Integrative bindungsorientierte Traumatherapie bei Säuglingen, Kleinkindern und Vorschulkindern (IBT®)
Das Bewusstsein für die Auswirkungen traumatischer Erfahrungen rund um die Geburt auf die Entwicklung der Kinder und die Eltern-Kind-Beziehung gewinnt zunehmend an Bedeutung.
Diese Traumatisierungen können pränatal, perinatal oder postnatal stattfinden: u.a. anhaltende massive Belastungen und hoher Stress, Krisen, Unfälle, Verluste, negative Empfindungen der Mutter gegenüber dem Kind (pränatal), Frühgeburtlichkeit mit medizinischen/körperlichen Folgen, Sturzgeburten, Geburtsstillstand, Lebensgefahr für Mutter und Kind, belastende Umstände während der Geburt, (perinatal) und fehlendes Bonding zwischen Mutter und Kind durch längere Trennung, Unfälle, Operationen, schmerzhafte medizinische Untersuchungen, Misshandlungen und Vernachlässigungen (postnatal).
All diese frühen traumatischen Erlebnisse können lebenslange Auswirkungen auf die betroffenen Kinder haben. Bei Säuglingen, Kleinkindern und Vorschulkindern führen sie häufig zu massiven Stresssymptomen wie Regulationsstörungen, die sich u.a. in gestörtem Wach-/Schlafrhythmus, übermäßigem Schreien und Fütterstörungen äußern können. Im weiteren Verlauf der Entwicklung können extreme Ängste, exzessives Klammern, eingeschränktes Spiel, aggressives Verhalten und ein negatives Selbstbild auftreten.
Auch für die Eltern kann der Umgang mit einem so traumatisierten Kind äußerst belastend sein. Sie fühlen sich oft selbst noch durch die traumatischen Erlebnisse belastet und sind gleichzeitig hilflos, frustriert und verzweifelt. Damit einhergehen können Schuldgefühle, Ängste und das Gefühl des zurückgewiesen Werdens durch das eigene Kind sowie Ärger und Wut.
Die integrative bindungsorientierte Traumatherapie (IBT®) bietet eine umfassende Therapiemethode zur Traumaintegration. Sie kombiniert u.a. Elemente aus Tiefenpsychologie, systemischer Therapie, körperorientierter Arbeit, bindungsbasierter Psychotherapie und spezieller Psychotraumatologie für Kinder und Jugendliche (EMDR). Das Besondere ist, dass neben der therapeutisch-beraterischen Unterstützung der Eltern auch die direkte traumatherapeutische Arbeit mit dem Kind Bestandteil der Therapie ist.
Die Therapie erfolgt in drei Phasen, die aufeinander aufbauen. Zunächst werden - die Eltern und Kind - traumatisierenden Ereignisse aus dem Erleben von Mutter/Vater mithilfe von EMDR bearbeitet. Dabei wird am letzten "sicheren Punkt" vor dem Trauma begonnen und es endet, als alles wieder "hinreichend gut" war. In diesem Prozess werden Schuldgefühle abgebaut, Stärken und Ressourcen bewusst gemacht und es kommt zur Traumaintegration bei den Eltern.
In der zweiten Therapiephase steht die Bindungsbeziehung zwischen Bezugsperson(en) und Kind im Vordergrund. Falls Bonding und Bindung als nicht hinreichend sicher eingeschätzt werden, erfolgt eine Förderung mithilfe verschiedener Methoden wie z.B. Feinfühligkeitstraining und Video-Feedback. Eine sichere Bindung zu seiner/n Bezugsperson(en) ist als Basis und Ressource für die anschließende Traumabehandlung mit dem Kind notwendig und schützt es vor Retraumatisierung.
In der dritten Therapiephase kann die Bezugsperson nun stabil und sicher dem Kind den Ablauf der traumatisierenden Ereignisse aus seiner Sicht und seinem Erleben erzählen und dies wieder von "gut bis hinreichend gut". Auch Säuglinge können den Inhalt des Gesprochenen schon erfassen z.B. durch Mimik, den Klang der Stimme und die Sprachmelodie ihrer Bezugspersonen.
Währenddessen wird das Kind von der Therapeutin/ dem Therapeut bilateral stimuliert (EMDR: Tapping).
Die traumatischen Erlebnisse werden dabei auf drei Ebenen aktiviert: kognitiv, emotional und körperlich. Auf kognitiver Ebene geschieht dies chronologisch durch das Erzählen der Fakten des Traumas. Das bedeutet, dass das Kind Ereignisse des Traumas in seinem Gedächtnis nacheinander abrufen und rekonstruieren kann.
Auf emotionaler Ebene werden die traumatischen Erlebnisse durch die Benennung der vermuteten Gefühle im Moment der Traumatisierung aktiviert. Das können Angst, Panik, Hilflosigkeit, Wut oder andere intensive Emotionen sein, die mit dem traumatischen Ereignis verbunden sind.
Körperlich werden die traumatischen Erfahrungen über das Benennen der mit diesen Gefühlen verbundenen körperlichen Zustände aktiviert. Das bedeutet, dass der Körper auf die Erinnerungen an das Trauma reagiert, indem er ähnliche physiologische Reaktionen wie während des eigentlichen Ereignisses zeigt. Dies können beispielsweise erhöhter Herzschlag, Schreien/Weinen, Zittern oder andere Stressreaktionen sein.
Kernstück der therapeutischen Bearbeitung ist dabei, dass beim Erzählen der Traumageschichte zwischen traumatischem Erleben und den Ressourcen des Kindes (z.B. Bewunderung, wie toll es alles gemacht hat, wie sehr es gekämpft hat, etc.) hin und her gependelt wird, da die Aktivierung von Ressourcen dem Kind entscheidend bei der Bewältigung der traumatischen Erfahrungen hilft.
Nach meinen bisherigen positiven Erfahrungen bietet IBT® eine vielversprechende Möglichkeit, Traumata rund um die Geburt sowohl bei den Bezugspersonen als auch bei den Kindern erfolgreich zu bewältigen. Dies führt auch zu einer Verbesserung bzw. Vertiefung der Bindung zwischen Bezugsperson(en) und Kind: der beste Schutz vor der Entwicklung weiterer Traumafolgestörungen!
Ansprechpartnerin:
Claudia Radermacher-Lamberty
Diplom-Psychologin
Psychologische Psychotherapeutin