Wie Eltern mit Kindern über ihre Ängste reden
Wie Eltern mit Kin
dern über deren Ängste sprechen - auf die Balance kommt es an
Wie Eltern mit Kindern über Ängste sprechen - auf die Balance kommt es an
Die Corona-Pandemie hat die Welt lange in Atem gehalten. Wir alle waren konfrontiert mit geschlossenen Schulen und Kitas, Ausgangsbeschränkungen und täglichen Berichterstattungen auf allen Kanälen in den verschiedensten Medien. Es hat uns allen große Sorge und Angst gemacht, um unsere eigene Gesundheit und die uns nahestehender Menschen, aber mitunter auch um die Existenzsicherung in der Zukunft. Ängste, die auch unsere Kinder gespürt haben.
Die Pandemie ist vorbei. Sie hat uns allen gezeigt, wie vulnerabel unser menschliches Leben ist und wir alle sind mit existenziellen Ängsten konfrontiert worden.Im Zuge der Pandemie haben wir es zum Anlass genommen, einen Artikel darüber zu schreiben, wie wir Eltern mit Kindern über Ängste und Sorgen sprechen können.
Da dies ein Thema ist, das uns im Alltag immer wieder begleitet und wir unsere Kinder vor Sorgen und Ängsten nicht fernhalten können (und auch nicht sollen), ist es besonders wichtig, behutsam mit Ihnen darüber zu sprechen.
Beispiele für Ängste und Sorgen von Kindern können ganz unterschiedlich sein: sei es, dass Kinder von den Naturkatastrophen und Kriegen lesen oder hören, die unsere Welt belasten, sei es, dass sie eigene Sorgen, Ihre Gesundheit betreffend, erleben oder mitbekommen, dass es anderen nahestehenden Menschen nicht gut geht. Auch die Trennung der Eltern oder der Umzug in einen neuen Ort kann Angst machen.
Eltern sollten das wissen und unbedingt wahrnehmen, denn es ist für Kinder sehr wichtig, dass sie über ihre Ängste sprechen können. Das tun sie aber vielleicht nicht von sich aus, weil sie die ohnehin gestressten Eltern schonen und nicht zusätzlich belasten wollen. Da ist es die Aufgabe von Eltern, diese kindlichen Sorgen, Nöte und Ängste aufzugreifen. Auch wenn die Kinder bereits in der Schule über Erdbeben, Krieg und Flucht gesprochen haben, ersetzt das nicht das Gespräch zwischen Eltern und Kind.
Was sind die Fragen von Kindern, wenn es um nahe oder ferne Bedrohungen geht? Sie sind sehr vielfältig und können ganz unterschiedliche Bereiche betreffen, sowohl tiefgründig schwer als auch ganz banal sein. Dazu einige mögliche Beispiele:
- Kann es auch bei uns ein Erdbeben geben?
- Was passiert, wenn wir unser Zuhause verlieren?
- Kann ich auch schwer krank werden?
- Kann man daran sterben?
- Kann ich meine Freundin weiter sehen, auch wenn wir umziehen?
- Bleibt ihr beide meine Eltern, auch wenn ihr euch trennt?
und vieles, vieles mehr
Bei der Beantwortung solcher oder ähnlicher Fragen scheint uns besonders wichtig zu sein, dass Eltern eine gute Balance finden. Kinder haben auf ihre Fragen eine ehrliche Antwort verdient, sie wollen nicht belogen werden. Das bedeutet im konkreten Fall, dass Eltern in ihren Antworten die Situation keinesfalls verharmlosen sollten. Andererseits, sie aber auch nicht zu überdramatisieren, weil das noch mehr Angst macht. Und die Antworten sollten unbedingt Lösungsperspektiven aufzeigen. Beispielhaft könnte das also in Bezug auf Naturkatastrophen etwa so aussehen:
…es ist verständlich, dass du dir Sorgen und Gedanken machst, ob so ein schweres Hochwasser auch hier passieren kann und du kannst mit deiner Sorge immer zu uns kommen. Ein Hochwasser, wie es die Menschen im Ahrtal erlebt haben, kann hier nicht passieren, da wir nicht so nah an einem Fluss und in einem Tal leben. Dennoch erleben wir alle, dass die Natur sich verändert. Es ist im Sommer länger viel heißer und im Winter gibt es gar keinen richtigen Schnee mehr. So ein Starkregen, der dann das Hochwasser im Ahrtalausgelöst hat, zeigt uns, dass wir ganz besonders auf un-sere Umwelt und Natur aufpassen sollten. Wissenschaftler haben viele gute Ideen, wie man die Natur schützen kann und da können wir alle etwas tun. Zum Beispiel nicht mehr so viel Plastik benutzen, ein bisschen mehr mit dem Rad fahren als mit dem Auto…fällt dir selber etwas ein?
Geht es um die Trennung der Eltern, kann ein Gespräch (im besten Fall mit beiden Elternteilen) so aussehen….
…Ja, wir können verstehen, dass du dir Sorgen darüber machst, was sich jetzt verändert, weil Mama und Papa sich trennen. Und das dir diese neue Situation Angst macht. Einiges wird sich verändern, es wird aber auch vieles so bleiben wie es ist ( Freunde, Schule, Hobbies…).
Uns ist wichtig, dass du weißt, dass wir beide als Eltern weiterhin für dich da sein werden und wir beide dich weiterhin ganz doll lieb haben. Du kannst uns immer an-sprechen, wenn Du Sorgen oder Ängste hast und wir hören dir zu. Sei dir sicher, dass Du keinerlei Schuld daran hast, dass Mama und Papa sich trennen. Es ist eine Ent-scheidung, die wir Erwachsenen getroffen haben, und wir beide werden darauf ach-ten, dass es Dir weiter gut geht.
Und es wird in solchen Gesprächen mit den Kindern auch so sein, dass wir Fragen nicht beantworten können. Das macht nichts, denn wir müssen in den Augen unserer Kinder nicht allwissend sein. Und wir müssen auch unsere eignen Ängste und Sorgen nicht verbergen, ganz im Gegenteil:
Ja, auch Papa und Mama macht das Sorgen und Angst, weil vieles ungewiss ist. Aber wir schaffen das und diese Krise wird vorbeigehen.
Im Anschluss an solche Gespräche kann es sein, dass Kinder sich emotional verhalten. Eltern sollten auf diese Emotionen reagieren und Kinder trösten. Sie sollten ihnen Nähe geben und ihre Ängste ernst nehmen. Dadurch fühlen sich die Kinder sicherer und können mit ihren Ängsten besser umgehen.
Ich höre, dass du Angst hast. Es ist gut, dass du mir sagst, wenn du Angst hast. Es ist normal Angst zu haben. Jede Angst kommt und geht auch irgendwann wieder. Das ist normal. Ich bin für dich da und du kannst immer mit mir über deine Ängste reden.
Große und kleine Krisen begleiten uns und unsere Kinder immer wieder im Laufe des Lebens. Unsicherheiten müssen ausgehalten werden und Ängste und Sorgen der Kinder werden für uns Eltern immer ein Thema sein. Das bedeutet, dass Eltern ihre Kinder immer wieder im Blick behalten sollten und möglichst behutsam in Form eines guten Emotionscoachings auf die Kinder eingehen sollten.