Corona – psychische Herausforderungen und Chancen
Noch vor einigen Wochen ging das Leben seinen "gewohnten Gang". Wir gingen in den Tag hinein, ohne ständig und auch bewusst über mögliche Gefahren im Leben wie Unfälle oder Krankheiten nachzudenken. "Ich bin schon sicher", "mir wird schon nichts passieren", "ich kann mich schützen" oder auch "vieles in meinem unmittelbaren Leben ist vorhersehbar" - Gedanken, die uns normalerweise glauben lassen, das Leben unter Kontrolle zu haben und es aktiv beeinflussen zu können. Und doch sind dies Illusionen über das Leben, was wir latent und unterschwellig auch wissen. Jederzeit kann uns etwas passieren, über viele Ereignisse haben wir keine Kontrolle - aber würden wir z.B. morgens, bevor wir das Haus verlassen, über alle möglichen Gefahren nachdenken, gingen wir erst gar nicht aus dem Haus. So sind all diese Illusionen über die vermeintliche Kontrollierbarkeit des Lebens wie ein "Schutzmantel" für unsere Seele, die uns Sicherheit geben, handlungsfähig und stark machen.
Menschen, die traumatische Erfahrungen gemacht haben, haben diese unbewussten "Illusionen", dieses Gefühl von Sicherheit verloren. Das beeinträchtigt ihr weiteres Leben so massiv und oft nachhaltig negativ.
Und jetzt? Wir befinden uns alle in einer Situation, die für uns nicht mehr eindeutig kontrollierbar scheint. Unser (gewohntes) Gefühl von Sicherheit ist weg. Es gibt zurzeit weder ein wirksames Medikament noch eine Impfung gegen das Corona-Virus, und viele Informationen vergrößern noch unsere Unsicherheit. Dazu kommt, dass die wahrgenommene Bedrohung "nebulös" ist, unsichtbar, für uns unbekannt und nicht einschätzbar. Dies löst in uns als eine normale Reaktion Angst und Stress aus. Evolutionsgeschichtlich hat unsere Angst eine wichtige Funktion: Sie aktiviert Schutz- und Überlebensmechanismen, um sich in Gefahrensituationen angemessen verhalten zu können ("flight or fight"). Diese Funktion kann sie nur erfüllen, solange nicht zu viel Angst unser Handeln blockiert oder zu wenig Angst reale Gefahren und Risiken ausblendet.
So unterschiedlich wie wir Menschen sind, so unterschiedlich gehen wir mit unserer Angst und unserem Stress um. Wir haben unterschiedliche psychische Bewältigungsmechanismen bei Angst und Stress:
- Manche Menschen wehren ihre Angst durch Verleugnung oder Verharmlosung ab ("mir passiert schon nichts", "alles wird übertrieben" etc.). So fühlen sich viele Jugendliche häufig "unverwundbar".
- Andere Menschen entwickeln ein hohes Maß an Angst bis hin zur Panik ("nichts wird mehr normal" etc.).
- Andere reagieren auf ihre innere Angst mit aggressiven Verhaltensweisen, wie z.B. die Suche nach den Schuldigen, Ausgrenzung und "Bashing" von schon Erkrankten etc.
- Manche Menschen entwickeln oder werden zu Anhängern von Verschwörungstheorien, um wieder Halt und Orientierung zu finden, und so ihre Angst unter Kontrolle zu bekommen sowie sich wieder selbstwirksam zu fühlen.
- Anderen gelingt es besser, die Balance zu halten zwischen Sorge, Vorsicht und Verantwortung einerseits sowie Zuversicht und Vertrauen andererseits.
Die aktuelle Krise lässt uns alle angespannt und aufgeregt sein. Das hat Folgen für Kinder, Erwachsene und alte Menschen. Bei allen aktiviert die Krise mit all ihren Einschränkungen unser Bindungssystem, d.h. wir suchen Unterstützung, Schutz und Trost bei unseren Bindungspersonen. Für Kinder sind das in der Regel ihre Eltern, für die Erwachsenen z.B. Partner, Eltern oder gute Freunde und für alte Menschen beispielsweise die eigenen Kinder oder auch feinfühlige Pflegepersonen. Körperkontakt kann dabei unser Stresssystem besonders gut beruhigen und unser Immunsystem wieder stärken. Die zurzeit gebotene soziale und auch körperliche Distanz bzw. Abstinenz bedeutet daher eine große psychische Herausforderung für alle. Und für Familien kommt noch dazu, dass Eltern und Kinder jetzt für ungewohnt lange Zeit auf engem Raum bleiben müssen und sich wegen der Bewegungseinschränkungen nicht so aus dem Weg gehen können wie es sonst im normalen Alltag möglich ist.
Was sind die Folgen für Familien?
Ängste, Sorgen und die Anspannung der Eltern, die aufgrund dessen oft "dünnhäutiger", schneller gereizt, aufbrausend, hilflos oder auch verängstigt reagieren, übertragen sich auf die Kinder. Säuglinge und Kleinkinder reagieren mit Unruhe und Schreien darauf, sind eventuell auch nur schwer zu beruhigen und können schlecht schlafen. Kinder im Kindergartenalter sind häufig motorisch sehr unruhig, können sich nicht konzentrieren, in Ruhe spielen oder sich alleine beschäftigen. Manche suchen den ständigen Kontakt zu den Eltern, quengeln viel, sind schnell frustriert und weinen. Schulkinder merken, dass die "Corona-Ferien" zurzeit nicht so toll sind. Sie würden sich lieber zum Spielen mit ihren Freunden treffen, fühlen sich "eingeschlossen", streiten eventuell viel mit den Geschwistern und können sich nicht gut auf die Arbeitsaufträge der Schule konzentrieren. Für Jugendliche ist die Situation noch schwieriger. Alles, was Spaß macht, sowie sich zu treffen zum direkten Austausch mit den Freunden ist im Moment nicht möglich. Sie sind genervt, da sie nicht mehr "ihr eigenes Ding machen können". So sind Konflikte in den Familien schon fast "vorprogrammiert". Zusätzlich sollen Eltern neben der Kinderbetreuung auch die Anforderungen ihrer Arbeitgeber erfüllen. Sie "ringen" darum, sich nicht zusätzlich aufregen und stressen zu lassen und sich stattdessen Zeit und Ruhe für Home-Office zu schaffen. Alleinerziehende trifft diese Situation besonders schwer.
Was ist zu tun – was kann Familien jetzt helfen?
Für Eltern ist zunächst ganz wichtig, sich selbst zu beruhigen, d.h. zu überlegen, wie sie sich emotional entspannen können. Sie sollten dazu nicht ihren Kindern von den eigenen Ängsten und Sorgen erzählen - kleine Kinder können sowieso noch nicht die Hintergründe verstehen und in der Regel werden die Kinder versuchen, ihre Eltern dann zu trösten.
So können für Eltern verschiedene Möglichkeiten hilfreich sein:
- -nicht permanent online zu sein, um ständig die neuesten Nachrichten über die aktuelle Entwicklung der Krise mitzubekommen. Dadurch wird das eigene Erregungsniveau nur immer wieder neu stimuliert. Das strukturierte Einholen der entsprechenden Informationen zu bestimmten Zeiten (vielleicht zwei- oder dreimal am Tag) bei "seriösen" Quellen hilft dagegen, die Flut der Informationen und der Emotionen zu begrenzen.
- Eltern können Entspannungsübungen machen, die sie schon kennen oder die sie im Internet finden. Geben sie dafür z.B. auf Youtube das Stichwort "Entspannungsübungen für Erwachsene" ein. Auch Sport und Bewegung hilft, Stress abzubauen. Es gibt gute Fitnessprogramme im Netz oder per App auch für zuhause.
- der Austausch mit dem Partner und der Partnerin, mit den Freunden, der erweiterten Familie oder anderen ist jetzt in dieser Zeit besonders wichtig. Wie gehen diese mit der Angst, den Sorgen und dem Stress um? Das heißt, das Sprechen über die Ängste und Nöte kann schon zur eigenen Entlastung und Beruhigung führen. Video-Chats sind hier besonders geeignet. Es tut gut, sich nicht nur zu hören, sondern auch zu sehen. Über Mimik und Gestik nehmen wir viele nichtsprachliche Botschaften auf.
- Eltern sollten sich auch auf ihre Stärken besinnen und sich fragen: Wann waren sie schon einmal in einer ähnlich ängstigenden oder gestressten Situation? Wie haben sie dies damals bewältigt, was hat ihnen damals gut geholfen?
- Und auch Eltern brauchen ihre Auszeiten zum "Luft holen", entweder alleine oder zu zweit (wenn das möglich ist), sei es nur ein kurzer Spaziergang oder sich auch nur mal alleine in einen Raum zurückziehen. Wenn verlässlich geregelt ist, dass man danach auch wieder etwas Schönes zusammen macht, können Kinder dies für eine altersangemessene Zeit auch aushalten.
- Eine klare und verlässliche Tagesstruktur ist eine weitere wichtige Hilfe zur Entlastung aller. Auch wenn alle "frei" haben und zuhause sind, sollte der Tag nicht chaotisch verlaufen. Dieser äußere Rahmen gibt allen Familienmitgliedern emotionale Sicherheit. So sollte es festgelegte Zeiten fürs Lernen, für freie und für gemeinsame Zeit, für Rückzugszeiten, gegebenenfalls für Fernseh-, Medien- oder Spielzeiten geben.
- Hundert Prozent Home-Office bei gleichzeitiger Kinderbetreuung ist nicht realisierbar! Eltern sollten versuchen, sich mit der Betreuung und Home-Office abzuwechseln und "Zeitinseln" für Arbeit, Spiel, Telefonieren, etc. miteinander absprechen. So kann auch einer Überforderung dadurch, dass Eltern das Gefühl haben, mehrere Rollen gleichzeitig übernehmen zu müssen, vorgebeugt werden (Haushaltsmanagerin- "Ersatz"-Lehrerin und Spielpartnerin für Kinder und Partner sein und berufstätig sein etc.).
- Damit die Belastung für Alleinerziehende nicht zu extrem wird, sollten sie mit ihrem Arbeitsgeber nach kreativen Lösungen suchen. Ausgebrannte Mütter und Väter können beruflich keine Leistung mehr erbringen.
- Eltern könnten abends alleine, mit dem Partner und/oder den Kindern "ressourcen-orientiert" auf den Tag zurückblicken. Was hat gut geklappt? Was waren gute Momente? Was hat Spaß gemacht? Wann haben wir ein schönes Spiel gemacht? Was habe ich Neues von meinen Kindern erfahren? Wo war ich erfolgreich, mein Kind zu beschäftigen? Wo konnte ich/konnten wir gemeinsam Konflikte lösen und so Eskalationen vermeiden? So können sich Eltern (und auch die Kinder) durch diese positiven Erfahrungen wieder kraftvoll fühlen.
- In dieser für alle belastenden Situation sollten Eltern nicht versuchen, gerade jetzt "große Erziehungsmaßnahmen" durchzusetzen. Etwas nachsichtiger sich selbst und den anderen gegenüber zu sein kann eine wichtige Ressource sein, um den Umgang mit der aktuellen Extremsituation zu erleichtern;
Um die Kinder zu beruhigen, sollten Eltern altersgerecht auf sie eingehen.
- Babys und Kleinkinder brauchen besonders den Körperkontakt. Gehalten und gestreichelt zu werden gibt ihnen Sicherheit. Im Körperkontakt etwas vorzusingen oder kleine Geschichten zu erzählen kann sie auch sehr gut beruhigen.
- Etwas größere Kinder können sich schon ganz gut entspannen, wenn sie auf dem Schoß der Eltern etwas vorgelesen oder erzählt bekommen, zusammen singen oder Musik hören und auch viel kuscheln.
- Mit Kindern im Kindergartenalter können schon kleine Fantasiereisen gemacht werden. Im Netz gibt es unter anderem Fantasiereisen für kleinere Kinder, Fantasiereisen für Kinder ab drei Jahren sowie Fantasiereisen, Entspannung für Kinder (und Eltern) von Volker Friebel. Zudem gibt es Kapitän Nemo Fantasiereise für Kinder von 5 bis 12 Jahren. Hilfreich können auch Entspannungsübungen für Kinder und Atemübungen für Kinder sein. Durch das Zuhören und sich vorstellen können sich Kinder in der Regel schon gut (gemeinsam mit den Eltern) entspannen.
- Sie brauchen auch Bewegungsspiele oder kurze bewegungsfreudige Spaziergänge. Und gemeinsam mit den Eltern zu einer immer gleichen Zeit am Tag etwas Sport zu machen (zuhause oder draußen), macht Kindern in diesem Alter schon viel Spaß. Hinweise dazu gibt es im Internet oder per Apps.
- Gemeinsame fantasievolle Rollenspiele helfen ihnen jetzt, ihre Nöte, Gefühle und Bedürfnisse auszudrücken. Kreatives Spielen gibt Kindern die Möglichkeit, Probleme zu bewältigen und ihre Anspannung zu reduzieren.
- Grundschulkinder brauchen zur Entspannung ebenfalls viel Bewegung. Auch sie haben in der Regel viel Spaß daran, gemeinsam mit den Eltern und Geschwistern sportliche Übungen zu machen.
- Durch Vorlesen oder Fantasiereisen können auch sie ihren inneren Stress abbauen.
- Manchen Kindern (auch im Kindergartenalter) fällt es aufgrund der allgemeinen Anspannung schwer, spontan und kreativ zu spielen. Sie brauchen einen Erwachsenen, der ihnen hilft, ins Spiel zu kommen, ihnen Themen vorschlägt und sie ermutigt, Ideen zu entwickeln. Denn Fantasiespiele helfen auch den größeren Kindern, Ängste, Sorgen und Gedanken, die sie noch nicht reflektieren und formulieren können, spielerisch auszudrücken, im Spiel zu verarbeiten und dadurch letztlich ihre Belastungen in dieser schwierigen Zeit zu reduzieren.
- Häusliches Lernen mit den Unterrichtsmaterialien der Schule ist nicht das gleiche wie Üben zuhause oder die Hausaufgabensituation bei normalem Schulbesuch. Kinder müssen jetzt selbständiger arbeiten. Dafür brauchen manche mehr Unterstützung der Erwachsenen, zumal sie einen Teil ihrer Energie jetzt brauchen, um die angespannte Situation und ihren Stress zu bewältigen.
- Lehrer sollten Aufgaben mit "Augenmaß" stellen und verstehen, dass sie nicht das Gleiche von ihren Schülern erwarten können wie zu normalen Unterrichtszeiten. Für Grundschul-Eltern hat die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) hilfreiche Merkblätter erstellt, wie sie ihre Kinder beim Lernen gut unterstützen und wie Kinder in dieser "Krisenzeit" sinnvoll mit Medien umgehen können. Im Internetauftritt der GEW gibt es zudem Tipps für Lernplattformen und Apps.
- Hausaufgaben und Schule können auch Konfliktthemen zwischen Eltern und Jugendlichen sein. Dies und Auseinandersetzungen bezüglich Treffen mit Freunden, dem Medienkonsum, ihrer Mithilfe im Haushalt etc. können zu Machtkampf und Eskalationen führen. Wenn die häusliche Situation extrem angespannt ist, ist alles hilfreich, was zum "Überleben" hilft. Das kann bedeuten, dass Eltern die Jugendlichen (und auch die Schulkinder) etwas "milder" und nicht so einschränkend bezüglich Chats, Telefonieren und Medienkonsum begrenzen. Bei Rückkehr zur "Normalität" (wenn die derzeitigen Einschränkungen wieder aufgehoben sind) können Eltern durchaus mit viel Klarheit auch wieder zu den "alten" Zeitgrenzen für den Medienkonsum zurückkehren.
- Für die meisten Jugendlichen ist es ein großes Bedürfnis, ihre Freunde real zu treffen und sich unabhängig bewegen zu können. Hier sollten Eltern an die Einsicht ihrer jugendlichen Kinder appellieren und mit ihnen zusammen seriöse Informationen zur Ansteckungsgefahr ansehen und besprechen. Im Internet gibt es mittlerweile gute bildliche Darstellungen, die die Gefahr der exponentiellen Verbreitung erklären. In der jetzigen schwierigen Situation sollten Eltern Verständnis für vermehrte Video-Chats und andere Formen des digitalen Austauschs der Jugendlichen untereinander haben.
- Und schließlich brauchen Jugendliche Auszeiten, in denen sie sich innerhalb der Familie auch zurückziehen dürfen.
Trotz aller oben genannter Vorschläge kann die häusliche Situation in der Familie dennoch eskalieren, Eltern "über den Kopf wachsen" und zu Aggression und schlimmstenfalls Gewalt führen. Eltern sollten sich deshalb nicht scheuen, sich rechtzeitig telefonisch oder online Hilfe und Unterstützung zu suchen bei Beratungseinrichtungen.
Wie erklären Eltern kleinen Kindern Einschränkungen und Veränderungen?
Auch kleine Kinder merken, dass sich die Lebensgewohnheiten völlig verändert haben. Sie brauchen Erklärungen für die außergewöhnliche Situation und für die Gefahr von Ansteckung. Karl Heinz Brisch, Professor an der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität Salzburg und Bindungsforscher, schlägt dafür vor, den Kindern zu erzählen, dass es draußen ein Virus gebe, das könne man nicht sehen. Das sei ganz klein, nur mit einer ganz großen Lupe zu sehen. Es springe und hüpfe von Mensch zu Mensch. Dadurch könne man krank werden. Man bekomme Fieber, Halsweh und Husten und das wolle man natürlich nicht.
Zur Veranschaulichung könne man einen Punkt weiße Creme auf den Zeigefinger nehmen. Wenn man den Nächsten damit berührt, könne man zeigen was Ansteckung bedeutet: dieser hat dann auch einen weißen Punkt auf dem Finger und gibt ihn an den nächsten weiter usw. Schließlich werden alle Familienmitglieder mit weißen Punkten in der Wohnung herumlaufen. Als Familienspiel könne es nun darum gehen, wer sich am wenigsten weitere weiße Punkte einfängt. Dann werde schnell deutlich, dass nur der gewinnen kann, der Distanz hält. Steht man zu dicht aneinander, dann kann der andere einen erreichen und einem anderen einen weißen Punkt auf die Haut machen (auf den Arm, ins Gesicht etc).
So könne man verdeutlichen, dass das Virus wie ein weißer Punkt von einem zum anderen springen und hopsen kann, wenn man zu dicht beieinandersteht.
Das veranschaulicht kleinen Kindern, warum sie sich zurzeit nicht mit ihren Freunden treffen sollen, nicht in den Kindergarten können und zu Personen, die nicht in der Familie leben, Distanz halten sollen. Und auch die Notwendigkeit, sich die Hände häufiger zu waschen, lässt sich damit erklären. Mit dem Hinweis, dass Oma und Opa schon alt sind, schneller und schwerer krank werden, akzeptieren Kinder vielleicht leichter, warum sie diese derzeit nicht besuchen können (das "Punkte-Spiel" auch zum Ausdrucken).
Andere gute Beschreibungen und Erklärungen für Kinder bietet z.B. ein kuzes Video der Stadt Wien oder die Geschichte "Aufregung im Wunderwald - und alles wegen dieser Krankheit" von Björn Enno Hermans. Diese Geschichte gibt es hier auch als Audiodatei.
Chancen und ein positiver Ausblick
Es bleibt die Frage, wie das Leben nach der Corona-Krise sein wird? Neben allen Einschränkungen und psychischen Herausforderungen kann man schon jetzt auch viele positive Veränderungen sehen. Wir erleben, welche Chancen uns die digitale Welt nun bietet. Viele, für die dies bisher noch eine Herausforderung war, können sich demnächst kompetenter digital bewegen.
Es gibt viel mehr Mut zum Improvisieren und Ausprobieren. Daraus entstehen oft auch für den einzelnen oder die Familien überraschende neue und positive Entdeckungen und Erfahrungen.
In der Krise verbinden wir uns sehr viel stärker. Wir tauschen uns aus, fühlen mit und helfen uns gegenseitig. Dabei entstehen viele neue kreative Ideen, das Leben trotz Isolation gut zu arrangieren und zu "verschönern", sowohl für den einzelnen als auch für die Gemeinschaft. So sind unzählige gute Angebote, zum Teil auch über das Internet für alle nutzbar. Relativ schnell entstanden Nachbarschaftshilfen. Musiker stellen als Ersatz für ausgefallene Konzerte ihre Musik online. Aus Solidarität und Dankbarkeit für das Ärzte- und Pflegepersonal wird gemeinschaftlich von den Balkonen gesungen oder geklatscht. Die Kirchenglocken läuten, und es entsteht noch Vieles mehr. Die Einschränkungen werden so plötzlich auch zu einer Chance, empathischer zu sein und die Gemeinschaft wieder mehr in den Blick zu nehmen. Es entsteht ein neues "Wir", was uns widerstandsfähiger gegen Hass, Negativität und Populismus machen könnte. Unsere Gemeinschaft, unser Zusammenhalt und unsere Werte sind das, was uns positiv in die Zukunft bringen sollte.
Wir werden die Krise mit all ihren Herausforderungen durchleben und überleben. Das wird uns allen viel Kraft geben für zukünftige Herausforderungen!